Nichts. Außer Natur. Alle halbe Stunde mal ein Auto. Höchstens. Selbst die Straßen sind so verlassen, dass allenthalben Gras durch den Asphalt wächst. Ansonsten Felder, Vogelzwitschern und ab und zu eine paar Kids, die in einem Übungsraum in der Nähe mit ihrer Band vom Starruhm träumen. Nichts deutet darauf hin, dass dies einmal ein reger Exerzierplatz der deutschen Bundeswehr war, auf dem Soldaten aller Dienstgrade das Marschieren einübten.
Alles längst passé, an diesem sonnigen Aprilabend gleich neben dem Flugplatz Blankensee der Hansestadt Lübeck. Nur wenige Privatmaschinen durchbrechen die Ruhe. Diese beeindruckende Groß-Asphaltfläche ist seit geraumer Zeit nur noch Ziel eines Kart-Clubs , fristet ein Dasein als stiller Zeitzeuge. Nicht so an diesem sonnigen Aprilabend.
Die 7.100 qm sind kurzerhand umfunktioniert worden, um auszumachen, welcher der Lübecker 12-Kämpfer denn nun der beste Autofahrer ist. Dekoriert mit Pylonen soll hier kein Jet abheben und auch kein allzu hoch fliegender Traum von der eigenen Fahrkunst. Stattdessenum werden himmelhohe Illusionen der eigenen Fahrkunst zurück auf den Boden der Tatsachen gelotst.
Bei diesem achten Event der 2018er-Saison geht es nicht nur um einen Einzelsieg für das April-Event, sondern auch um die Ehre. Zwar haben sie sich alle schon in Kiesgruben und auf Kartbahnen, ja sogar im Autoball duelliert, doch beim schnöden Autofahren auf der Straße? Noch nie. Umso größer die Nervosität: Wer ist denn nun der beste Autofahrer? Eine Antwort mit Gewicht.
Alle Teilnehmer sind pünktlich vor Ort und um 18 Uhr trudelt mit Markolo schließlich auch der letzte Teilnehmer auf der gewalzten Bitumenfläche ein – an diesem Abend ist der leidenschaftliche Hobby-Renn- und Rallyefahrer aus Kiel nicht weniger als der Topfavorit.
Alle haben ihre Privatfahrzeuge am Rande des Wettkampfplatzes abgestellt, auf dem bereits alles perfekt vorbereitet ist: Dutzende Pylonen stehen in Reih und Glied, Kreidelinien zieren den rauhen Asphalt. Und wieder mal 2 gute „gebrauchte“ Autos für Nix-viel-Geld von der bewährten Firma „Im- & Export Rocco“ (vielen Dank fürs Besorgen!), die uns durch diesen Abend bringen sollten.
Und schon ruft die erste Prüfung: Einparken. Gestartet wird an einer Startlinie, dann geht es geradeaus auf eine mit Pylonen abgesteckte Parklücke zu, die nur rückwärts befahren werden darf und in der alle 4 Reifen im gekennzeichneten Feld sein müssen, ohne die zu überfahrende Linie zu berühren.
Ausgerechnet Steini erwischt einen Bombenstart. Völlig unerwartet wirft der Doc den Renault lässig in die Lücke. Nach nur 27 Sekunden stehen alle vier Räder innerhalb der Markierung, ein Raunen geht durch die Konkurrenz.
Keiner der unmittelbar Folgenden schafft es, diese Zeit auch nur annähernd zu erreichen. Hütchen kegeln, die Kupplung stinkt, die Zahnräder kreischen – die meisten lenken zu zaghaft ein, bleiben am Schluss knapp über der Kreidelinie und verlieren zu viele Sekunden für die Korrektur. Vor allem Rocco kurbelt sich so richtig in Rage. Auch er als Mitfavorit gestartet, verkantet in der Lücke völlig und arbeitet das Auto mit weit über 60 Sekunden mehr als sorgfältig in Position, letzter Platz – „Scheiße“ hallt in den rosa Sonnenuntergang.
Steini sieht lange wie der Einparkkönig aus. Erst als Tea ins Fahrzeug steigt, kommt nochmal Spannung auf – und der Rekordmeister knackt tatsächlich am Ende noch Steinis Top-Zeit.
Prüfung zwei: Vorwärts-rückwärts-Slalom durch sechs eng platzierte Pylonen.
Zur Überraschung aller rauscht ausgerechnet Rechtsanwalt Limbo mit schwindelerregender Geschwindigkeit durch die Hütchen, lässt das Auto auf quietschenden Reifen durch die Hütchenreihe tanzen und – keine Pylone kippt. Eine Riesenleistung, johlend applaudiert die ganze Gruppe. Nur der in Verfolgsjagden hochversierte Polizeibeamte Bär ist noch einen Hauch schneller – Tea präsentiert sich erneut unschlagbar kurbelsicher, prescht auch in der zweiten Prüfung an die Spitze. Die meisten sehen ihn zu diesem Zeitpunkt scheinbar uneinholbar auf dem Weg zum Tagessieg. Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen soll.
Wertungsprüfung 3 : neue Chance, neues Glück: „Clock n´Roll“. Aus dem Stand muss jeder das linke Vorderrad auf eine bestimmte Uhrzeit (Position) nach reinem Fahrgespür einstellen. Hier zeigen sich vor allem Mikka, Tea, Gunman, Limbo, Elkimo, Padrino als ausgemachte "Uhrmacher" mit feinem Gespür für die Entfernungsmessung nach Gefühl.
Wettkampf 4: Zielbremsen.
Es musste das Fahrzeug über gute 75m hoch beschleunigt werden um dann möglichst dicht vor einem abgestellten Pylonen abzubremsen, ohne diesen zu berühren.
Das Spannende hieran. Sowohl Zeit als auch Entfernung zum Pylonen mussten auf Top-Niveau liegen, um bei dieser Aufgabe einen der vorderen Plätze zu belegen.
Als Könner rin diesem Segment zeigten sich
- Markolo
- Gunman und
- Mikka
Der bis dato führendeTea lies hier sein gutes Feingefühl für Autos zum ersten Mal vermissen und belegte nur Platz 9.(!) – Ein Fingerzeig auf seinen Abstiegs vom Thron des besten Autofahrers.
Fünfter und damit letzter Wettkampf an diesem lauen Frühlingsabend war die "44-Sek-Runde". Hierbei musste eine definierte Runde von ca. 300m in möglichst exakt genau 44 Sekunden absolviert werden – und das ohne jegliche Hilfsmittel wie Uhren, Handys, Tachos, etc. Lediglich die „innere Uhr“ des Fahrers war als "Hilfsmittel" zugelassen. Und die wusste Mikka mit einem extra dafür zuvor einstudierten Sings-Sang am besten einzusetzen. Summend und murmelnd absolvierte der diesjährige Titelverteidiger die Runde mit 44 Sekunden und zwei Zehnteln. Eine unglaubliche Leistung – die für den alleinigen Teilsieg aber dennoch nicht reichte. Denn auch Bär gelang das gleiche Kunststück. Ob auch er singend durch die Runde fuhr oder brummend, ging am Ende im Siegesjubel unter. Beide verwiesen Das Tier, Markolo und Gunman auf die weiteren Plätze. Auch hier ließ Ausrichter Tea, der nur Siebter wurde, wichtige Zähler liegen und war damit endgültig um den Tagessieg gebracht.
Im Endergebnis dieses gelungenen Wettkampfes, der mit der einsetzenden Dämmerung sein Ende fand, gab es nachfolgende Gesamtwertung von "Lübecks bestem Autofahrer":
PS: Die beiden Blech-Vehikel haben das Spektakel überlebt und sind schon lange auf ihrem Weg auf den schwarzen Kontinent, um dort in ihren zweiten Frühling zu knattern. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.