Sucht man bei Wikipedia, dieser Herberge für cooles Fachwissen, nach „Speedclimbing“, erfährt man Folgendes: „Beim Speedklettern (auch Vertikalsprint, Geschwindigkeitsklettern, Speed-Climbing oder in Kurzform Speed genannt), geht es darum, in möglichst kurzer Zeit eine Route zu klettern. Wichtig für den Erfolg im Speedklettern sind vor allem Schnell- und Maximalkraft, Schnelligkeit, höchste Greif- und Trittpräzision und die Fähigkeit, sich die Bewegungsabläufe der Route genau einzuprägen.“

 

Das klingt nach Power pur und war sicherlich auch in dieser Form im Sinne der Lübecker 12-Kämpfer, die  das Event „Speedclimbing“ seinerzeit auf die Wunschliste gekreuzt hatten. Die Praxis gestaltete sich dann aber doch ein wenig anders, bzw. wurde gestaltet: Das Team der „MonkeyMoves“-Kletterhalle in Stockelsdorf, die als Austragungsort ausgewählt wurde, hatte bei der Ausrichtung natürlich ein Wörtchen mitzureden und hat dem Orga-Team G-Man und Steini aber mal ganz schnell den Zahn mit der Zeit gezogen und den Wettkampf-Faktor „Speed“ aus Sicherheitsgründen gestrichen. Ohne Diskussion und Widerrede. Die Wände hoch rennen – nix da. Die ganzen Klimmzüge zum Üb…ähh, nur so – alles umsonst. Zur Philosophie des Kletterns sei mal an dieser Stelle der legendäre deutsche Kletterprofi Wolfgang Güllich zitiert mit seinem Spruch „Man geht nicht nach dem Klettern zum Kaffee trinken, sondern Kaffee trinken ist integraler Teil des Kletterns.“ Hat er wohl wirklich so gesagt. Wir lernten also, dass Klettern zumindest bei uns ein ruhiges Unterfangen zu sein hat; damit blieb dem Orga-Team nichts anderes übrig, als Entschleunigung walten zu lassen und zumindest das Klettern als solches zum Abenteuer zu machen, ohne aber das Ganze zum direkten Aufguss des vor über drei Jahren ausgerichteten Kletterevents werden zu lassen.

Das resultierende Regelwerk teilte nun den Abend in zwei Teile, nämlich in den vertikalen Aufstieg in luftige Höhen und in das horizontale Klettern auf Strecke, ohne Seil, auf der zur Kletterhalle zugehörigen Boulderanlage. Alles ohne Zeitvorgabe; die Stoppuhr blieb zuhause.

 

Hinten turnt das Tier in der Wand, und G-Man und Laxer posieren

 

Beginnend mit dem vertikalen Routenklettern, wurden zwei Gruppen gebildet, wobei jede der beiden Gruppen von einem Coach des „MonkeyMoves“-Team betreut und vor allem gesichert wurde. An dieser Stelle vielen Dank an Günther und Carsten, die während des Kletterns unser aller Leben locker, also im Sinne von sicher, im Griff hatten und wir uns dadurch voll auf das Klettern konzentrieren konnten. Nach einer einfachen Route zum Aufwärmen ging es auf Wertung in die Wanten: drei Kletterdurchgänge waren angesetzt, wobei für jeden Durchgang von den Coaches je zwei Routen gleichen Schwierigkeitsgrades ausgewählt wurden, die dann von jeder Gruppe im Tausch geklettert werden mussten. Somit hatten alle Teilnehmer nach dem ersten Teil sechs Routen hinter sich, und alle hatten am Ende die gleichen Routen wie die anderen zu bewältigen. Die Kletterhalle ist klasse: sie ist hochwertig und anspruchsvoll, es gibt viele bunte Routen verschiedener Schwierigkeitsgrade und Höhen bis ca. 16 Meter. Gefühlt auf jeden Fall höher.

 

 


 

Konzentriert am Hang: El Padrino 

 

Als ersten Gang wurden den beiden Gruppen zwei Routen des Schwierigkeitsgrades „4“ serviert. Das kann aber höchstens als Versuch der Zermürbung verbucht werden, denn alle Teilnehmer schafften scheinbar mühelos den Aufstieg bis zum Ende der Routen und bekamen dadurch allesamt volle Punktzahl, ohne Abzug durch Benutzung falscher Tritte oder nicht erreichter Griffe. Eine Unterscheidung bei den Punkten gab es also noch nicht, allerdings wurden bereits die ersten Unterarme mit dem Hinweis auf fortgeschrittenen Verfestigungsgrad herumgezeigt. Im nächsten Klettergang, bestehend aus zwei „5“-er Routen, brach dann das Feld ein wenig auseinander. Die Griffe waren deutlich kleiner als bei den ersten Routen, so dass Tier und Limbo leider vorzeitig dem sichernden Coach ein „Zu“ zurufen mussten, als Zeichen des Abbruchs. Auch G-Man musste einen Griff abgeben; alle anderen konnten auch diese Strecken fehlerlos bewältigen, so dass mit Spannung der nächste Gang erwartet wurde.

 

Versucht, direkt ganz oben anzuschlagen: Limbo. 

 

Und der hatte es tatsächlich in sich: bestand die eine der beiden Routen aus gefühlt drei winzig kleinen Griffen in meterweitem Abstand voneinander, hatte die andere einen fiesen Überhang, den es zu bewältigen galt. Hier zeigte sich dann in der Tat ein gewisser Vorteil der nicht so schweren Teilnehmer, denn eine flache Haltung, relativ wenig Körpergewicht und vielleicht das ein oder andere bessere Körpergefühl ließen Tea, Markolo, Ulf und Steini an die Spitze der Truppe krabbeln. Aber auch Bär und G-man gingen steil und kletterten zumindest ziemlich nahe an den Überhang der wohl schwierigsten Route. Diese konnte am heutigen Tag nur einer bezwingen, und das war Steini, der wahrscheinlich noch durch die Erinnerung an seinen Gewinn des Kletterevents vor drei Jahren eine Extraportion Adrenalin ausstieß, quasi als Speed-Ersatz, dementsprechend gut mit der Wand und seinen Tücken klar kam und als Einziger alle Routen des Tages bis zum Ende durchklettern konnte.

 

 Markolo hat oben rum alles im Griff, und G-Man hat’s gesehen

 

So ging es dann in den zweiten Teil, das Horizontalklettern, bei dem es darauf ankam, möglichst weit ohne Bodenberührung von links nach rechts zu klettern, ohne auf Routen und Farben zu achten. Von zwei Versuchen kam der bessere in die Wertung. Steini als bis dato Führender durfte beginnen und hatte damit den Nachteil, als erster eine möglichst gut kletterbare Route ausfindig zu machen. Tatsächlich suchte er sich mit dem unteren Teil der Strecke eine Passage aus, die irgendwie kompliziert erschien und die dann auch danach keiner so richtig mehr klettern mochte und alle den Weg über die oberen Griffe gingen. So kamen dann letztlich auch jeder auf die sich anschließende Wandseite, die zwar noch mehr schlecht als recht bis zum Ende bekletterbar war, aber dann nach und nach alle Teilnehmer auf die Matte zwang. Am hinteren Ende dieser Seite war nämlich ein Vorsprung zur nächsten Wandseite, und um diesen kam dann keiner herum. Ulf war beim Bouldern ganz stark, denn er konnte sich als Einziger bis zur Seite des Vorsprunges durchhangeln und sich dort festkrallen, so dass seine erreichte Strecke, gemessen vom Start bis zum hintersten berührten Griff, die weiteste war.

 

 

 

Haben gut Lachen: Eluffo (Platz 2) und Steini (Sieger)

 

Steini belegte Platz zwei und Bär und G-Man teilten sich den dritten Platz. Auf Platz vier hangelten sich Tea und Markolo. Beide hatten zwar vor allem im zweiten Versuch noch vordere Griffe berührt, aber leider nur kurz und nicht im Sinne der Mindestens-2-Sekunden-Festhalten-Regel. Auch Laxer hatte Pech: lag er nach dem Routenklettern noch mit G-Man zusammen auf Platz drei, konnte er beim Bouldern nicht mehr so richtig zuschlagen und belegte hier Platz sieben. El Padrino, vorher noch auf Platz sieben, robbte sich nach vorne auf Platz fünf, genauso wie Limbo, der zu seinem achten Platz einen guten sechsten Platz hinzuaddierte.

 

„Man ist niemals zu schwer für seine Größe, aber man ist oft zu klein für sein Gewicht“.Sagte Gerd Fröbe und meinte bestimmt nicht Das Tier!

 

Da beide Kletterteile gleichermaßen über die Platzierung in die Gesamtwertung eingingen, ergaben sich für jeweils Ulf und Steini und für Markolo und Bär Platzgleichstände. Damit wären dann eigentlich zwei Stechen zur Entscheidung angesagt gewesen („Abhängen“: man hängt mit beiden Händen in ausgewählten Griffen und muss so lange wie möglich hängen bleiben. Wer am längsten hängt, hat das Stechen gewonnen), aber aus Zeitgründen wurde von allen vereinbart, dieses Bonmot ausfallen zu lassen und stattdessen die Wertung der schwierigsten Route – die mit dem Überhang – heranzuziehen.

 

Steini will gar nicht so hoch hinaus, wird aber Erster.

 

Damit konnte Steini erneut das Kletterevent für sich entscheiden vor Ulf als zweitem und Tea als drittem Sieger. Markolo hatte die bessere Entscheidungswertung als Bär und landete demnach auf Platz vier, Bär auf Platz fünf (Danke, Markolo, für das skeptische Nachrechnen und auf das Drängen auf ein weiteres Foto einer anderen – der am Ende richtigen – Podiumsbelegung. Sportsmann!). Es folgten G-Man, El Padrino und Laxer, auf sechs, sieben und acht. Platz neun und zehn belegten Limbo und Tier, die sich vielleicht nicht gerade als Wandgazellen empfohlen, sich aber trotz ungewohnter Bewegungsabläufe nach oben absolut super schlugen.  

 

 Feingliedrige Sekretärinnen-Ärmchen. Sieht man sofort.

 

 Alles in allem waren die „Hangel Games“ ein lustiges und anspruchsvolles Event, auch wenn es nicht ganz dem Gedanken des Speedclimbing entsprach. Für zittrige Hände, einen ordentlichen Muskelkater und vielleicht sogar Lust auf eine nächste Kletterrunde hat es sicherlich bei dem einen oder anderen trotzdem gereicht.

 

Das Podium. Ulf hat noch seinen Kletteranzug an.

 

Die Abschlusstabellen:


 

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