Kuppeln mit der Linken, Gas geben und bremsen mit der Rechten, schalten mit dem Fuß. Was nur für Inhaber des Führerscheins der Klasse A selbstverständlich ist, war Grundvoraussetzung für alle Teilnehmer am zehnten Event des 12-Kampf-Jahrgangs 2017: Motorrad-Trial auf dem Luhe-Ring, einem der schönsten Trial-Parcours Norddeutschlands – unter Führung und Leitung durch zwei der wahrscheinlich coolsten, entspanntesten und kompetentesten Trial-Lehrer der Republik: Mathias „Matten“ Schulz, mehrfacher Deutsche Meister im Trial, und sein Co-Trainer Ziro hatten das Event im Rahmen ihrer Trail-Schule „Trail Action“ perfekt vorbereitet und führten alle Teilnehmer binnen weniger Stunden tief in die respekteinflößende Sportart ein – sogar jene drei Starter, die sich unverdrossen, weil komplett ohne jede Motorrad-Erfahrung auf die Jagd nach dem Pott machten: Gunman, ElUffo und El Padrino hatten zuvor noch nie ernsthaft auf einem motorisierten Zweirad gesessen. Und mit Marc Gillmann kam ein sehr sympathischer Gaststarter hinzu, der den Wettkampf mehr als bereicherte. Dass Marc Spezialist für Lack- und Blechschäden ist, sollte kein schlechtes Omen sein, passte aber irgendwie gut zum Wettkampf.

Matten und Ziro hatten den Wettkampf nicht nur sportlich, sondern auch wettkampf-organisatorisch perfekt vorbereitet: Als die 12-Kämpfer auf dem Luhe-Ring eintrafen, standen neun reinrassige Trial-Bikes mit Hubräumen zwischen 80 und 300 Kubikzentimetern Spalier. Allesamt ohne Sattel und mit einer nahezu digitalen Gasannahme, die bei allen schnell für gewaltig Respekt sorgte  – Zweitakter eben. Und das machte schon das Warmfahren, das nun folgte, auch für die eingefleischten Motorradfahrer unter den Teilnehmern äußerst anspruchsvoll. Denn diesmal ging es nicht um Schnelligkeit, um Ideallinien oder gar Zeit, sondern einzig um extremes Balancegefühl, ein äußerst feines, antizipierendes Gashändchen und vor allem um das Vermeiden, jeglichen Bodenkontaktes mit den Füßen.
Laxer musste leider schon zu Anfang adrenalinschwer lernen, wie rücksichtslos ein solches Wettkampfgerät auf den schnöden Dreh am Gasgriff reagiert – und dass selbst der Bodenkontakt mit dem ganzen Körper nicht immer zu vermeiden ist. Mit einem Hollywood-reifen Stunt flog er nach einem Moment der Unachtsamkeit Supermann-gleich hinter seinem Motorrad her, um dann massiv in einen Graswall einzuschlagen. Schock fuhr allen in die Glieder, die aber zum Glück auch bei Laxer heilblieben. Mit großen Augen und blasser Nase konnte er sich alsbald wieder dem allgemeinen Warmfahren anschließen. Die Motorräder jedenfalls, das zeigte sich auch in der Folge nachdrücklich, sind offensichtlich unkaputtbar.

In der ersten Stunde ging es zunächst darum, auf engstem Raum Kreise und Achten zu fahren oder einfach nur knatternd auf Stelle zu stehen ohne umzufallen. Kaum jemand hätte erwartet, dass bei einem Motorsport-Event der Schweiß schon im Standgas-Bereich in Strömen fließen kann. Bereits nach einer halben Stunden schnappten alle neun Zwölfkämpfer schwer nach Luft in ihren nassen Poloshirts und Jacken. Das allerdings lag nicht nur an den erhöhten Körpertemperaturen, sondern auch am strahlenden Sprühregen, der den Grip der stollenbestückten Crossreifen auf ein besonders anspruchsvolles Niveau absenkte – am Ende dem Spaß am Wettkampf aber keinen Abbruch tat.

Denn kaum einer kam aus dem ersten Gang heraus. Und das sollte auch den Rest des Tages so bleiben. Kuppeln jedenfalls gerät im Trial zur Nebensache, und das wiederum eröffnete auch den Nicht-Bikern durchaus Chancen, wie sich später zeigen sollte.  Der Wettkampf war ausgeglichenener und fairer als gedacht – und wurde von allen als einer der besten der jüngeren Lübecker 12-Kampf-Geschichte bewertet. Ein mahnendes Statement jedenfalls gegen alle künftigen Dart-, Tischkicker- Kegel-Ambitionen.


Nach etwa einer Stunde waren alle in der Lage, ihr Motorrad in der hindernislosen Ebene einigermaßen sicher und gezielt zu bewegen. Nun ging es unter Führung von Matten und Ziro erstmals in die frei Natur. Über erste Hindernisse wie kleine Hügel oder Steine, sanfte Steigungen und schmale Trails. Jeder konnte sich nun nach Herzenslust und individuellem Mut austoben. Und unter vielen hilfreichen Tipps, Ermunterungen und Beispielen von Matten und Ziro stellten sich bei allen Aha-Erlebnisse ein. Und schon hier zeigte sich, dass mit dem ehemaligen Motorrad-Polizisten Bär bei den nun folgenden Wettkampf-Läufen durchaus zu rechnen war.
Dazu hatten Matten und Ziro zwei sogenannten Sektionen mittels kleiner Hütchen abgesteckt. Beide jeweils nur etwa hundert Meter lang aber mit fahrtechnischen Gemeinheiten gespickt, die den 12-Kämpfern schon bei der bloßen Begehung das Schaudern über die Gashand jagte. In der ersten Sektion sorgte vor allem eine etwa 30 Zentimeter hohe Stufe, die zudem am Ende einer kurvigen Steigung erklommen werden musste für die nötige Differenzierung der Rangplätze. Fast alle strauchelten, mehrere wurden an von ihrem Motorrad abgeworfen, zwei ließen ihr Motorrad sogar rückwärts überschlagen. Nur einer absolvierte sowohl die Stufe als auch die gesamte erste Sektion souverän und ohne jeden Fehler: Mit Bär zeigte ausgerechnet einer der größten und schwersten 12-Kämpfer allen anderen die Leichtigkeit des Trails. Dahinter folgten Laxer, Rocco und Tea. Aber auch die Nicht-Biker ElUffo und Gunman machten einen überraschend sicheren Eindruck, während Steini mit der Sortierung von Kupplung und Bremse kämpfte und El Padrino mit seiner herrlichen Kombination aus klassisch gelbem Friesennerz samt matsch-gescheckter Jogginghose den inoffiziellen Outfit-Preis des Luhe-Rings an diesem Tag abräumte.
Dann folgte die zweite Sektion, die vor allem mit einer engen 90-Grad-Kehre in der Schräge und einer anschließenden sehr schmalen und tiefen Bergauf-Passage die zarten Fähigkeiten des Starterfelds an und über ihre Grenzen führte. Rocco und Tea versuchten sich mit beherzten Bergauf-Stürzen ins Ziel zu retten, was teilweise gelang, den Spitzenreiter Bär aber zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise gefährdete. Wie in einer eigenen Liga drehte der hochgewachsene Polizist auch hier einsam seine Runden. Am Ende blieben auf seinem Battle-Zettel lediglich zwei klitzekleine Fehlerpunkte stehen, während schon der zweite Platz von Rocco satte 13 Fehlerpunkte auswies und Teas dritter Platz sogar 15 Fehlerpunkte. Besonders beachtlich war zudem, dass mit ElUffo (4.) und Gunman (5.) gleich zwei Nichtbiker nur knapp hinter dem Podium landeten.

Gewonnen haben am Ende aber alle – vor allem an Erfahrung und Einblick in eine so spannende wie wildfremde Sportart, die man ohne den 12-Kampf in dieser Kürze und Intensität wohl nie kennen lernen würde. Denn wie extrem der Motorrad-Trail dann in seiner höchsten Perfektion aussehen kann, zeigte Matten dann zum Abschluss noch mit einer wahnwitzigen Show-Einlage aus Sprüngen und Manövern über riesige Steinquader, Betonrohre und viele weitere waghalsige Hindernisse. Dafür braucht man allerdings etwas mehr als nur fünf Stunden. Es sind so bummelig 35 Jahre tägliche Übung. Aber was nicht ist, kann ja auch zumindest bei Bär noch werden. Bis dahin erst einmal ein dickes Dankeschön an Matten und Ziro, es war wirklich ein super Tag bei euch! Und einen genauso dicken, wenn auch etwas matschtriefenden Glückwunsch an Bär zu seinem erneuten Sieg.

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