Bei anfangs noch Sonne, aber stets schneidender Kälte harrten die Lübecker 12-Kämpfer am schneebedeckten Strand des Travemünder Ostseeufers aus, um ihren stärksten Werfer zu ermitteln. Mikka setzte sich mit 98 Punkten deutlich ab. Tea wird überraschend mit 87 Punkten doch noch zweiter und verweist Ausrichter Gunman mit nur einem Punkt Vorsprung auf Rang drei.

Das hat für die Gesamtwertung bisher unerreichte Auswirkungen: Tea und Mikka rutschen beide mit gleicher Punktzahl auf Rang 1 der Tabelle. Selbst nach Auszählung der in der laufende Saison erreichten Podiumsplätze gibt es keine Differenzierung, da beide je zwei erste, zwei zweite und je einen dritten Platz erspielt haben. Wäre heute die Saison zu Ende wären beide Meister.

Es ging um Werfen und es ging um einen Mehrkampf. Wenn man zurückblickt, war der Sieger fast vorher zu erahnen. Doch Gunman hatte den Wettbewerb so facettenreich aufgebaut, dass bis zuletzt Überraschungen möglich waren und auch eintraten. Doch mal ganz von vorn.

Bereits beim Einwerfen wurde deutlich - aus den ursprünglich sieben geplanten Disziplinen sollten sechs werden: Mikka hatte schlichtweg den Bumerang zertrümmert. Zu weit die Flugkurve, zu hart der Aufprall auf den Boden. Aus und vorbei für das Gerät aus dem fernen Australien.

Dann ging es los mit Event 1: Betontennisballweitwurf. Je drei mit Beton gefüllte und dadurch 220 Gramm schwere Tennisbälle wurden so weit geschleudert wie es ging. Hier gab es nichts zu zertrümmern und so haute Mikka raus was ging, strich mit aufaddierten 176 Metern seinen ersten Platz im ersten Wettkampf gleich ein und ließ sich dabei nur von W!ESEL (172 m) und Gunman (167 m) verfolgen. Etwas Pech hatte ElUffo, dessen Ball von einer Stange zurückgeworfen wurde und ihm sicher einige Meter kostete. Während er vor Verzweiflung sich auf den Boden warf taten seine Mitstreiter es ihm gleich - sie konnten sich vor Lachen nicht mehr auf den Beinen halten...

Event 2 war Frisbeezielwurf. Vier Frisbees wurden Richtung eines ca. 20 m entfernten Pfahls geschleudert. Nahezu unberechenbar war das Flugverhalten. Nicht nur aufgrund der Unterschiedlichkeit der Geräte (von Aerobie über Frisbee zu Tupperdeckel) sondern auch, da der kalte böige Wind unbedingt ein Wörtchen mitreden wollte. Gunman und Steini waren sehr stark. Gunman, weil er seine Scheiben platziert in die Nähe des Pfahls legte und nur eine Gesamtabweichung von 10 m zuließ. Steini, weil ihm der Wind half, die Scheiben auf skurielste Art an den Pfahl zu eiern. Er belegt mit gut 11 m Rang zwei. Mit guten 16 m folgte Rocket dann erst.

Das dritte Event war Horizontal-Dart. Eine gewöhnliche Dartscheibe lag mit der Ringseite nach oben. Es galt in zwei Minuten sechse Pfeile immer wieder aus einer Entfernung von etwa acht Metern immer wieder in die Mitte der Scheibe zu werfen und selbst zu holen. Und das bei dem Wind! Was Mikka da abzog, war spektakulär. Mit 104 Ringen erzielte er mehr als die zweit- und drittplatzierten Gunman (47 Ringe) und W!ESEL (38 Ringe) zusammen. Für Mikka deutete sich an, dass es heute etwas werden kann. Von Tea war zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht Auffälliges zu sehen...

Und das sollte sich auch mit Event vier, dem Rückwärtskugelstoßen nicht ändern. Eine Kugel aus der Leichtathletik sollte anders als in der Leichtathletik mit beiden Händen rückwärts über den Kopf werfen. Besonders Anspannung - es gab für jeden Kämpfer nur einen einzigen Versuch. Selbst eine Probe war nicht zugelassen. Und es wurde die Stunde von Limbo. Limbo, der sich im wahrsten Sinne des Wortes bisher durch die bisherigen Wettbewerbe gezitterte hatte, donnerte richtig einen raus. Mit 9,47 m schaffte er einfach mal fast zwei Meter Platz zwischen sich und das Verfolgerfeld, welches sich bemühte mit 7,77 m (ElUffo) und 7,52 m (Mikka) hinterherzuhecheln. Wie viel Einfluss dieser "Nur-Ein-Versuch-Gedanke" hatte, zeigten Gunman und Rocket später, die für ihr Stechen weitere Versuche hatten und deutlich bessere Ergebnis erzielten als zuvor.

Nun musste langsam mal was passieren mit Tea - wie soll er sonst noch auf Rang zwei vorrutschen in der Gesamtwertung? Und der Schlüssel sollte Event fünf - der Speerwurf - sein. In einer Kombi, bestehend aus einem richtigen Leichtathletikspeer und zwei Absperrstangen sollte eine maximale Weite erzielt werden. Mit fantastischen (aufsummierten) 90 Metern kam Tea wie aus dem Nichts und schockte die Konkurrenz. Der frühere Speerwerfer Rocket folgte zwar noch mit knapp 72 m vor Mikka mit 68 m, doch das Ergebnis war nicht zu diskutieren.

Diskutiert wurde stattdessen aufgrund der grimmigen Kälte und der vorgerückten Stunde die Ausführung des sechsten und letzten Events Footballzielwurf. Natürlich wurde es durchgeführt, denn es war in den Regeln so vorgesehen, doch wäre es nicht ausgeführt worden, hätte nicht passieren können, was dann geschah. Zwei Footballs musste in zwei Minuten so oft wie möglich in ein ca. 12 m entferntes Areal geworfen werden (1 Punkt)  und bestenfalls einen Pfahl im Zentrum des Feldes berühren (weitere 2 Punkte). Die Wurfobjekte mussten stets selbst wieder geholt werden. Mikka hatte das Gesamtevent zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie gewonnen. Der Vorsprung war nur durch  besondere Konstellationen noch einzuholen. Doch was war mit dem Rest? Gut schlug sich Markolo, dem es sogar gelang in einem einzigen Durchgang beide Bälle gegen Pfahl und in das Feld zu werfen und damit die Höchstpunktzahl von 6 einfuhr. Er gewann das Event mit insgesamt 8 Punkten vor ElUffo (7) und - ja, wiederum Tea mit 5 Treffern. Erwähnenstwert bei Football vielleicht noch, dass Rocket darum bat hier nicht erwähnt zu werden. Nun denn.

Tea, der zum Kugelstoßen noch fünfter war, erzielte nur durch das (richtige und konsequente) Stattfinden dieses sechsten Events seinen 87 Punkt und konnte sich so noch auf Rang zwei vorschieben. Dritter wurde somit Ausrichter Gunman mit insgesamt 86 Punkten, der andernfalls zweiter geworden wäre.

Die Auswirkungen für die Meisterschaft sind weitreichend, denn Tea gibt so seine Führung in der Gesamtwertung nicht ab, sondern behält sie punktgleich mit Mikka. Beide Kämpfer unterscheiden sich auch nicht in den Podiumsplatzierungen, die sie in den bisherigen Wettkämpfen der Saison erreicht haben und liegen somit tatsächlich gemeinsam auf Rang eins. Für den Verlauf der Saison dürfte dennoch ausreichend Spannung enthalten sein. Denn gleich zweimal steht Motorsport auf dem Programm - das könnte noch einiges Verändern. Markolo und Rocco sind hier gefragt und auch für Tea - als ehemaligen Motorsportredakteur - dürfte das sicher kein schlechtes Pflaster sein...

Weiter zu erwähnen ist, dass Mikka nun mit seinem achten Sieg im 39. Wettkampf wieder den Medaillenspiegel anführt und Rocket seinen vierzigsten 12-Kampf ausführte. Die Aktualisierung der Ewigen Bestenlisten erfolgt später.

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